Veranstaltungen 2023
Stand des Promotionsprojekts Seit Februar d. J. steht der Roßlebener Bergmannsverein mit dem Historiker Frank Kell von der Universität Mannheim in Verbindung. Er hat 13 lebensgeschichtliche Interviews mit ehemaligen Beschäftigten der zu DDR-Zeiten lokal bedeutsamen "Volkseigenen Betriebe" (VEB) in Bischofferode, Roßleben und Sondershausen (Kalibergbau) sowie in Nordhausen (Maschinenbau) geführt. Ziel dieser Interviews ist es, Einblicke in subjektive Deutungen der eigenen und der betrieblichen Vergangenheit zu gewinnen. Aktuell arbeitet er an der Auswertung dieser Interviews. Diese Auswertung umfasst die Verschriftlichung der Audioaufnahmen (Transkription) sowie eine inhaltlich-vergleichende Analyse der Interviews. Neben den Interviews spielen im Projekt die schriftliche und objektbasierte Überlieferung zur Geschichte der Betriebe und Vereine in den Sammlungen von Betriebs- und Bergmannsvereinen, in Privatsammlungen ehemaliger Beschäftigter sowie in den Stadtarchiven eine wichtige Rolle. Dazu zählen Chroniken und Festschriften, Exponate und Ausstellungen, Vereinsräumlichkeiten und deren Ästhetik, Zeitzeugenbände, "Heimathefte" und graue Literatur, Fotografien und Fotoalben, Brigadebücher, Vereinsmitteilungen, Korrespondenzen, Zeitungsschnipsel, Pressemappen usw. In einem ersten Schritt hat er diese Quellen, zu denen er Zugang bekommen hat, dokumentiert, gesammelt, verzeichnet und digitalisiert. Nun steht eine systematische Sichtung, Interpretation sowie Einordnung dieser Quellen in den Gesamtkontext des Projekts an. Das Wirken des Roßlebener Bergmannsvereins von seiner Gründung bis in die Gegenwart wird jetzt Gegenstand eines soziolgischen Forschungsprojekts Kürzlich konnten Vereinsmitglieder im "Füllort" einen Geschichtswissenschaftler von der Universität Mannheim begrüßen. Dieser, gebürtig und wohnhaft in Thüringen, arbeitet an seiner Doktorarbeit zum Thema "Rolle der Bergmannsvereine in Nordthüringen im wirtschaftlichen und sozialen Umbruch". Der Doktorand stellte Inhalt und Umfang des Forschungsprojekts vor. Die Vereinsmitglieder berichteten von ihren Erfahrungen beim persönlichen Neuanfang nach Schliessung des Kaliwerkes. Es gibt Hunderte von Einzelschicksalen. Besonders hart traf die Frauen der Verlust ihres Arbeitsplatzes. Anfängliche Verbitterung wich schon bald dem Willen zum Neuanfang. Dazu trug auch das Aufleben des Miteinanders in den Vereinen des Orts bei. Im Projekt sind unter Anderem Interviews mit Zeitzeugen vorgesehen. Das Wirken des Bergmannsvereins bei der Umstrukturierung nach 1989 und 1990 soll untersucht werden und dabei die Erfahrungen, Enttäuschungen und die Erfolge beim Neuaufbau. Dazu gehört auch die Rolle der Treuhandanstalt, der Regierungen und der Arbeitsämter bei der Stillegung der nordthüringer Kaliwerke zu beleuchten. Auch dem Scheitern des vor zwei Jahren öffentlichkeitswirsam gestarteten Landesprojektes "Renaissance Kali Südharz" soll auf den Grund gegangen werden. Die 30jährige Sperrfrist bisher geheimer Akten der Behörden läuft ab und man darf gespannt darauf sein, welche Entscheidungen und Akteure zur De-Industrialisierung Nordthüringens geführt haben. Es wurden weitere Gespräche und Konsultationen in Roßleben vereinbart. |